Auslandsjahr
Von der Leine an den Mississippi
Die Räder meines Flugzeuges berührten den Boden in La Crosse, die Türen öffneten sich und ich atmete tief ein - mein Abenteuer in den USA begann. Mein Name ist Naima, ich bin am OHG. Letztes Schuljahr war ich in der 10. Klasse und habe diesen August mein Auslandsjahr in den USA begonnen. Ich lebe mit meinen Gasteltern Terence und Sabrina in Holmen, einem 10.000 Einwohnerort in Wisconsin, direkt am Mississippi. Mein Traum von einem Jahr in den USA konnte ich mithilfe eines PPP-Stipendiums des Deutschen Bundestags verwirklichen. Das Auswahlverfahren hat bereits im September 2019 angefangen und lief vor allem online ab. Von Gruppenauswahlverfahren, über Politik- und Englischkentnisse, war vor allem deine persönliche Motivation gefragt und deine Gabe, diese zum Ausdruck zu bringen. Nach meinem Endrundengespräch mit meinem Patenabgeordneten Herrn Güntzler, habe ich im Januar 2021 meine Zusage für das Stipendium bekommen. |
Die Vorbereitungen waren anstrengend, von Formularen, über Impfungen bis hin zur Beantragung eines Visums in Berlin, war immer die Sorge dabei, dass mein Auslandsjahr noch abgesagt werden könnte und wann ich meine Gastfamilie bekommen würde. Ich hatte ein einwöchiges Onlinevorbereitungsseminar, welches mich auf die Kultur, die Menschen und unser Leben hier vorbereitet hat und ich konnte viele Fragen stellen. Ich reise als eine Juniorbotschafterin in die USA ein, dementsprechend hoffe ich, ich kann viel über mein Land und dessen Politik und Kultur erzählen.
Ich habe meine Familie zwei Wochen vor meiner Ausreise kennengelernt und wir haben gleich gemerkt, dass wir vieles gemeinsam haben. Wir haben uns vor allem Mails geschrieben und geskypt. Zu meiner Gastfamilie zählen auch zwei kleine Hunde, Ivy und Dash, und wir stehen im engen Kontakt zu Eltern und Geschwistern meiner Gasteltern.
Mein Gruppenflug in die USA lief ohne große Probleme, ich hatte eine Übernachtung in Washington D.C. und bin am nächsten Tag weitergeflogen. Über diese zwei Tage hatte ich zwar wenig Schlaf, musste in Minneapolis 9 Stunden auf meinen Anschlussflug warten und zwischendurch war mein Koffer weg - aber es hat sich gelohnt!
Mein Jetlag hat sich in Grenzen gehalten und ich habe mich vom ersten Moment an in meinem neuen Zuhause wohlgefühlt. Ich habe ein Zimmer für mich allein, ebenso wie ein Bad und von Essgewohnheiten bis über Humor und Filmgeschmack, passen meine Gasteltern und ich perfekt zusammen. Ich habe ein paar Aufgaben im Haushalt und gehe ab und zu mit den Hunden spazieren, ansonsten habe ich aber keine überfordernden Pflichten.
Falls ich mich aber mal an eine Vertrauensperson außerhalb meiner Gastfamilie wenden möchte, gibt es meine Local Coordinatorin, Linda. Ich habe sie bereits getroffen und im Laufe des Jahres werde ich immer mit ihr im Kontakt bleiben. Sprachlich komme ich bestens zurecht, wenn man ein bisschen aufgeschlossen ist und es einem nicht peinlich ist Fehler zu machen oder nach Worten zu fragen, findet man sehr schnell in die Sprache.
Ich bin kurz nach meiner Ankunft dem Tennisteam meiner Schule beigetreten und habe sofort gemerkt, dass der Schulsport hier einen deutlich höheren Stellenwert hat. Wir trainieren täglich 2 Stunden und haben Matchdays, die den ganzen Tag dauern. Zusätzlich war es eine Chance Menschen kennenzulernen, bevor die Schule beginnt.
Ich habe regelmäßigen Kontakt zu Freuden und Familie in Deutschland, deshalb hatte ich bisher auch kein schreckliches Heimweh. Ich halte mich dabei eher weniger an Empfehlungen, wie oft ich wen anrufen sollte, sondern mache das in dem Abstand, in dem ich mich wohl fühle.
Meine Gasteltern haben viel mit mir unternommen, wir waren auf einer 20er-Jahre Kostümfeier, waren Paintball spielen, ich habe Freunde auf Footballspielen gefunden und war klettern, Wasserski fahren und habe Bootstouren gemacht. Es ist toll direkt am Mississippi zu wohnen! Es hat ein bisschen gedauert bis ich Menschen in meinen Alter kennengelernt habe und es ist eine kleine Herausforderung, die richtigen Freunde zu finden.
Die Mitschüler, die ich bereits kennengelernt habe, waren freundlich und sind auf mich zugegangen. Ich habe mich sofort aufgenommen gefühlt. Ich gehe nicht auf die Schule in Holmen, sondern auf die Schule in der nächst größeren Stadt. Wie auch in Deutschland, beginne am 1.9. meine Schule, aber der Schulalltag ist deutlich länger. Ich werde jeden Tag nach meinem Training um 17.30 Uhr zu Hause sein.
Typisch amerikanisch hören meine Freunde hier hauptsächlich Countrymusik, die mir langsam zu gefallen beginnt… ansonsten gehen wir viel spazieren und wandern und ich werde jedes Mal von den Moskitos attackiert. Meine Nachbarn mähen jeden Tag den Rasen und die Vorfreude auf den Homecomingball beginnt zu wachsen, denn nach dem Prom, ist Homecoming wohl das aufregendste Highlight im ganzen Schuljahr.
Ich bin schon aufgeregt, wie ich mich in den amerikanischen Schulalltag einleben werde und ich noch mehr von der Kultur miterleben kann. In den nächsten Wochen kommen neben dem Homecomingball, Feiertage wie Halloween und Thanksgiving auf mich zu, über die ich hier in meinem nächsten Blogeintrag berichten werde.
Ich freue mich, meine Erlebnisse mit allen interessierten Menschen zu teilen und einen kleinen Einblick in mein Leben bieten zu können.
Bis zum nächsten Mal:)
Naima
Den nächsten Beitrag nach Halloween findet ihr auf der unter "Aktivitäten und Projekte" - Austauschprogramme - USA