Auslandsjahr
Erfahrungen aus Kanada 🇨🇦
Auslandsjahr in Kanada - Erfahrungsbericht 🇨🇦
Hi, ich bin Julia, bin 16 Jahre alt und wäre in Deutschland momentan in der 11. Klasse. Momentan befinde ich mich allerdings im Ausland und berichte euch in meinem Erfahrungsbericht über meine Zeit in Kanada bisher.
Es ist jetzt schon über sieben Monate her, als ich am 01.09.2022 in Frankfurt in den Flieger gestiegen bin und nach zehn Stunden im wunderschönen Vancouver in Kanada gelandet bin. Für mich war ein Auslandsjahr zu machen schon immer ein Traum gewesen und mein ursprünglicher Plan war es, in die USA zu gehen. Dafür hatte ich mich bereits beworben und schon an einem mehrtägigen Seminar teilgenommen. Ich und auch viele andere, die ich bei dem Seminar kennengelernt hatte, haben die Nachricht von meiner Organisation bekommen, dass Corona-bedingt die Gastfamilien in den USA 2022 weniger verfügbar waren als angenommen. Für mich bestanden dann also mehrere Möglichkeiten und eine davon war es, in die Stadt Maple Ridge ganz in die Nähe von Vancouver zu gehen. Und das habe ich auch gemacht und bisher keine Sekunde lang bereut.
Der Anfang war für mich jedoch schwieriger als gedacht, weil meine Gastfamilie und ich nicht harmoniert hatten. Ich konnte meine Gastfamilie aber glücklicherweise schon nach vier Tagen wechseln und fühle mich bei meiner jetzigen Gastfamilie richtig wohl. Ich habe eine 17-jährige Gastschwester, die auch in meine Schule geht; eine Gastmutter und einen Gastvater. Meine Gastschwester und ich sind mittlerweile nicht nur Schwestern sondern auch beste Freundinnen geworden und ich fühle mich sehr zuhause und in die Familie integriert.
Meine Schule ist die Samuel Robertson Technical Secondary High School, kurz SRT. Auch hier gehe ich in die 11. Klasse, habe aber die meisten Freunde in der 12.- bzw. der Abschlussklasse. SRT ist hier im Schulbezirk die kleinste Schule mit rund 750 Schülerinnen und Schülern und dadurch, wie ich finde, sehr familiär. Mittlerweile ist das zweite Semester schon im vollen Gange und ich habe schon sehr viel nordamerikanischen "school-spirit" miterleben dürfen. Meine Fächer im ersten Semester waren Literary Studies 11 (Englisch), Chemistry 11 (Chemie), Physical Education 11 (Sport) und Art Studio 11 (Kunst). Meine Fächer dieses Jahr sind English Studies 12 (Englisch), French 12 (Französisch), Geography 12 (Geografie) und Criminology 12 (Kriminologie), was mein absolutes Lieblingsfach hier geworden ist.
Der Schulablauf ist hier sehr anders als in Deutschland: Alle vier Fächer belege ich jeden Tag in einer anderen Reihenfolge. Außerdem können sich die Schülerinnen und Schüler, wie bei uns in der Oberstufe, die eigenen Kurse wählen und somit hat jeder seinen individuellen Stundenplan. Mittlerweile habe ich hier sehr viele gute Freunde gefunden; Austauschschülerinnen und Schüler aber auch ganz viele Kanadier und Kanadierinnen. Es stimmt, dass eigentlich alle schon in Freundesgruppen fest integriert sind und es somit schwer ist, wirklich gute kanadische Freunde zu finden, hier sind aber alle unglaublich nett und interessiert an Austauschschülerinnen und Schülern. An meiner Schule und im ganzen Bezirk gibt es tatsächlich sehr viele sogenannte "internationals", wodurch man nichts "Besonderes" mehr ist.
Nicht nur in der Schule sind alle sehr nett, sondern auch überall, wo man hingeht. Und nicht nur die Nettigkeit, die man Kanadiern nachsagt, hat sich für mich bewahrheitet, sondern auch Pfannkuchen mit Ahornsirup, Rot-Schwarz karierte Pyjama Hosen in der Schule und Bären in der freien Wildbahn. Schon nach meinen ersten Monaten habe ich insgesamt drei Schwarzbären gesehen, und einer davon war sogar in Reichweite. Im Oktober war ich bei einem Eishockey-Game und habe somit quasi DAS kanadische Erlebnis hinter mir. Die Vancouver Canucks haben leider verloren; das tun sie aber immer. Ich hab außerdem gelernt, dass Vancouver hier in Kanada nicht „VanCOUVER“ sondern „VANcouver“ ausgesprochen wird.
Nicht nur kanadische Kultur erlebe ich hier mit, sondern auch die sri-lankische, weil meine Gastfamilie - so wie sehr viele andere Familien - hier nach Kanada emigriert sind. Ich glaube, dass das sogar einer meiner liebsten Faktoren an Kanada ist; die Vielseitigkeit, Toleranz und Diversität. Die Schule zählt aber definitiv auch dazu. Erst letzte Woche hatten wir "spirit week". Das ist quasi eine Mottowoche, wo sich jeden Tag zu einem bestimmten Thema verkleidet wird und am Freitag hatten wir dann einen "gym riot": Die Schule wurde über das ganze Jahr über in vier Farbteams aufgeteilt und die sind dann alle gegeneinander in lustigen Spielen, wie Tauziehen, "So viele Menschen wie möglich in ein Quadrat bekommen", "Reise nach Jerusalem" und noch vielen mehr gegeneinander angetreten. Mein Team ist auf dem letzten Platz gelandet; ich hatte aber trotzdem unglaublich viel Spaß.
Aber nicht nur diese "spirit week" hatten wir, sondern auch eine im Dezember inklusive einem "winter-formal", was ein Abendessen mit Party von meiner Schule war. Auch gab es eine Halloween Party. Meine Schule ist außerdem sehr beliebt als Drehort! Ich wohne direkt gegenüber von der Schule und bekomme daher ziemlich viele Dreharbeiten mit. Falls ihr in ein paar Jahren auf Disney+ die Serie "Goosebumps" schauen werdet, könnt ihr euch also selbst ein Bild von meiner Schule machen.
In meiner Freizeit mache ich sehr viele Ausflüge mit meiner Gastfamilie, gehe auf Spaziergänge mit Freundinnen oder treffe mich mit anderen in Vancouver. Nach Vancouver zu kommen, dauert es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln rund zwei Stunden; das macht man aber gerne, weil der Weg dahin und die "Skytrain"-Fahrt sehr angenehm ist. Mein Lieblingsausflug mit meiner Gastfamilie bisher war ein Tagestrip nach White Rock, was direkt an der Grenze zu den USA liegt. Außerdem hat mir der viele Schnee hier sehr gut gefallen.
Mir sind hier in Kanada sehr viele Dinge aufgefallen, wie z.B., dass die meisten Dinge, die man kaufen kann, um einiges größer sind als in Deutschland. Hier ist es normal, 1kg Erdnussbutter im Regal stehen zu haben. Die Westküste hier wird oft scherzhaft "Wet-Coast" genannt, weil es in und rund um Vancouver sehr, sehr viel regnet. Die Natur hier ist wirklich unbeschreiblich - überall wo man hinschaut ist Gebirge, Wald oder schöne Häuser. Ich kann gar nicht glauben, dass ich nur noch bis Ende Juni hier bleibe, weil die Zeit so schnell verflogen ist. Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Auslandsjahr mit unglaublich tollen Menschen verbringen und mich selbst besser kennenlernen und dazulernen darf. Ich habe hier so viel Neues gelernt und möchte West-Kanada gar nicht mehr verlassen.
Falls ihr noch Fragen an mich über mein Auslandsjahr habt, könnt ihr mir gerne auf Instagram unter juli_p0910 schreiben.