Autorenlesung
Renates Deckers liest aus: "Die Nacht, in der die Mauer fiel"
(rau.) Wie erinnern sich Schriftstellerinnen und Schriftsteller an den Fall der Mauer? Was haben sie in der Nacht vom 9. auf den 10. November gemacht? Sind sie mit zum Kontrollpunkt Bornholmer Straße gegangen, wie der Protagonist aus Durs Grünbeins Geschichte? Oder haben sie erst am Morgen vom Mauerfall erfahren und wunderten sich, dass der 10. November nicht ein Tag wie jeder andere war, wie die Erzählerin von Kerstin Hensel?
Alle Deutschkurse der Q2 konnten am letzten Schultag Auszüge aus Geschichten von Durs Grünbein, Kerstin Hensel und Jürgen Becker hören, ansprechend vorgelesen vom Herausgeber des Sammelbandes "Die Nacht, in der die Mauer fiel", Herrn Renatus Deckert.
Herr Deckert freute sich über die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler. Zwischen den einzelnen Lesungen gab es die Möglichkeit, Herrn Deckert, der zur Zeit des Mauerfalls zwölf Jahre alt war, Fragen zu stellen. So ging es unter anderem auch um die Beobachtung, dass der Spruch "Wir sind das Volk", der im Vorfeld der Wende ja den Grundgedanken der Demokratie verkörperte, einen semantischen Wandel durchgemacht habe, sodass er aus dem Mund von PEGIDA wie ein Abgesang an die Demokratie klinge.
Die Moderation der Lesung übernahmen Klara und Henrike. Sie befragten Herrn Deckert unter anderem auch zum "Beruf" des Herausgebers. Auch hat er schon verraten, dass es in seinem Roman, an der er gerade schreibt, nicht unbedingt um einen Wenderoman handele, sondern dass er dort Geschichten aus dem Leben seines Großvaters verarbeite.
Insgesamt hat der Morgen einen kleinen, aber sehr eindrucksvollen Einblick in die Nacht, in der die Mauer fiel, geboten und auch so machen Eindruck von den Verhältnissen in der DDR vor der Wende, die Herr Deckert durch eigene Erfahrungen und durch Zusammenfassungen aus Erzählungen weiterer Schriftsteller veranschaulichen konnte.