Bildklassiker
Kunst - Spiel
(meu.) Der Betrachtung von (Bild)gegenständen kommt bei der ganzheitlichen Erfassung der Welt eine große Bedeutung zu. Sehen lernen bedeutet zugleich erkennen lernen. Erkennen, was an optischen Reizen geboten wird, was Beschaffenheit und innewohnendes Prinzip eines Gegenstandes ist. Hier werden grundlegende Einsichten in die Bedingungen und den Ablauf des Wahrnehmungsvorganges gewonnen.
Von einem Kunst-Spiel ausgehend sollte die daraus resultierende praktische Arbeit wieder in einem künstlerischen Spiel münden, wobei der Verwandlungsprozess von einem Medium zum anderen, von einem Kunst-Memory zu einem Bilder-Domino, zugleich mehrere bildnerische und kunsttheoretische Erkenntnisprozesse enthalten sollte, wobei der künstlerische Ausdruck erweitert, ein neuer Blick auf die Erfassung von Wirklichkeit zwischen Figuration und Abstraktion gewonnen werden konnte.
Dieser Herausforderung stellten sich auch die Künstlerinnen und Künstler des Blauen Reiters Anfang des 20. Jahrhunderts. Auf ca. 36 Bildkarten fanden die Schülerinnen und Schüler Bildmotive dieser Künstlergruppe, die in Auseinandersetzung mit der sich gerade entwickelnden Epoche Moderne neue Wege in der Darstellung von Wirklichkeit suchten und diese auch fanden. Hierzu gehörten Franz Marc, August Macke, Wassily Kandinsky, Marianne von Werefkin, Gabriele Münter, Paul Klee und viele mehr. Kunst war nicht mehr nur ein Mittel sichtbare Gegenstände abzubilden, sondern sollte durch ihre Formen, Farben und Zeichen das Innenleben des Gegenstandes oder der Kunstschaffenden ausdrücken.
Spielerisch fügten die Schülerinnen und Schüler zunächst die Motive und Bildfiguren des Blauen Reiters im Kunstmemory zusammen, lernten dabei die Künstlerinnen und Künstler, sowie deren Bildsprache kennen.
Das jeweils eigene Bildstruktuierungsprinzip ihres ausgewählten Bildmotives erfassten sie, indem sie daraufhin zunächst auf grafischem Wege die Komposition festhielten. Schon im ersten Block der Reihe wurde die Beobachtungsgabe stark herausgefordert, da Proportion, Flächengröße, lineare Verläufe und Ansätze perspektivischer Gestaltung möglichst präzise abzubilden waren als Voraussetzung für die anschließende malerische Reproduktion des Bildausschnittes. Die Perspektive, ein eigenes und aufeinander abgestimmtes Kunstspiel herzustellen, schaffte ein Bewusstsein für die Bedeutsamkeit und Notwendigkeit der möglichst präzisen Umsetzung des eigenen Gestaltungsvorhabens.
Die Klasse 8B lernte über verschiedene Arbeitsbereiche der Kunst, einen Gegenstand zu erfassen, reflektierten auf den Spuren der Künstlerinnen und Künstler die auf den ersten Blick als banal empfundene Komplexität einer Bildstruktur kritisch auf dem Hintergrund ihrer eigenen Bilderfahrungen. Farbkomposition, Farbmodulation, Farbmischung, Pinselduktus und die vorgeschalteten Etüden wurden dabei thematisiert. Die daraus resultierenden Werkstattgeheinisse hielten die Schülerinnen und Schüler fest und teilten sie solidarisch miteinander, wie man den Bildern entnehmen kann.
Nun wird im letzten Unterrichtsblock der Domino-Effekt des Spiels herauszuarbeiten sein. Was daraus wird, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Wir sind gespannt.
Birgit Meurer