Indienfahrt 2015
Durch Rajasthan und Delhi
Dieses Jahr durften sich wieder 17 Schülerinnen und Schüler, zusammen mit 4 Lehrern auf eine Reise nach Indien begeben. Drei Wochen sind wir durch Rajasthan und Delhi in Nordindien gefahren und haben aufregende Dinge erlebt. Natürlich nahmen wir touristische Sehenswürdigkeiten wie das Taj-Mahal in Agra mit.
Das besondere an unserer Reise war jedoch, dass wir verschiedene soziale Projekte besuchten, um in direkten Kontakt mit indischen Menschen und vor allem Kinder zu treten. Für diese Projekte hatten wir im Vorfeld sowohl Sach- als auch Geldspenden gesammelt, die mit Freude entgegengenommen wurden.
Bereits im Januar verbrachten wir, zusammen mit Frau Löbcke, Herrn Eismann, Herrn Tyron und Herrn Matthes und drei Tage auf dem Hohen Hagen. Dort stellten wir uns gegenseitig Referate über die Geschichte, die Politik und die Kultur Indiens vor, um uns auf die Reise vorzubereiten. Außerdem kochten wir gemeinsam (vegetarische) indische Gerichte, die teilweise anders, aber sehr interessant und gar nicht schlecht schmeckten.
Dina
Gegensatz von Arm und Reich
Dass Indien ein Land mit vielen armen und wenigen sehr reichen Menschen ist, ahnten wir Mitfahrenden auch schon vor der Reise und auch den meisten Lesern dürfte es bewusst sein. Wie sich diese Armut Bahn bricht, hat uns dennoch überrascht.
In den Städten gibt es wie erwartet Slums. Für uns zunächst nur ein entferntes Gedankenkonstrukt, dessen Realität kaum vorstellbar ist. Menschen leben auf engstem Raum in Zelten im Dreck, zwischen Kühen und Ziegen. Viele (oftmals kastenlose) Inder schlafen auf der Straße, einige auf Rikschas (Fahrradkutschen) oder hinter ihren Läden, andere unter aufgespannten Tüchern auf dem Bürgersteig. In fast allen Städten schienen sie und ähnlich arme Menschen den Großteil der Bevölkerung auszumachen. Außer in Delhi, gab es jedoch kaum Bettler.
In der Hauptstadt begegneten wir auch zum ersten Mal dem reichen Indien in Gestalt von Mr. Moodys, der uns zum Essen einlud. Die Armut auf den Dörfern ist eine gänzlich andere als in den Städten. Hier wirkten die Menschen glücklicher, als hätten sie genügend Zeit gehabt sich mit ihrer Situation zu arrangieren. Die meisten Familien leben auch hier auf engem Raum - oft gibt es weder Wasser- noch Stromversorgung; Toiletten sind selten. Trotzdem haben viele einen Fernseher und fast alle jungen Männer ein Smartphone. Die Armut äußert sich hier nicht im Besitz, sondern im Alltagsleben. Die meisten Kinder können nicht zur Schule gehen, sondern müssen Tiere hüten, um die Familie mitzuversorgen.
Als unser Guide vom Barefoot-College Ramkaran uns in der Nachtschule fragte, was wir später werden wollen, stockten wir. - Es ist eine fast alltägliche Frage in unserem Alter, doch die meisten sind sich unsicher; einige wollen Physik studieren, andere Arzt oder Künstler werden. Das ist es jedoch nicht, weshalb wir diesmal überlegten. Denn er stellt diese Frage zuerst den indischen Schülern, die zum Teil in unserem Alter waren. Sie wirkten etwas ratlos und antworten mit dem Wunsch Lehrer zu werden. Für sie ist es fast unvorstellbar zu studieren. Die Armut sorgt nicht nur für ihren schweren Alltag, sie nimmt ihnen auch jegliche Zukunftsperspektiven.
Isabel
Barefootcollege
Das Barefootcollege in Tilonia war die dritte und einer der spannendsten Stationen unserer Reise. Das Barefootcollege ist eine Organisation, die es auf der ganzen Welt gibt. Menschen aus vielen verschiedenen Ländern kommen in die Colleges und lernen, ohne lesen zu können anhand verschiedener Projekte, effektiv zu Arbeiten und ihre geringen Möglichkeiten besser zu nutzen. Danach gehen sie zurück in ihre Familien und geben das Gelernte an Andere im Dorf weiter.
Das Vorzeigeprojekt des Barefootcolleges ist der Bau von Solarkochern. Es gibt jedoch noch viele andere Projekte, in denen wir einen Nachmittag lang gearbeitet haben. Zum Beispiel das Recyceln von Zeitungen, das Bemalen von Handpuppen das Herstellen von Damenbinden oder Solarlampen. Nach der Arbeit gab ein kleines Fußballspiel; Indien gegen Deutschland auf dem „Sportplatz“.
An einem Abend besuchten wir eine Nightschool in einem Dorf. Auf dem Weg wurden wir von allen Menschen nett empfangen und spontan auf einen Chai eingeladen. Sehr einprägsam war die Fragerunde mit den in der Nachtschule lernenden Kindern, die tagsüber auf den Feldern arbeiten.
Lasse
In der indischen Familie
Nach der Hälfte unserer Indienreise stand uns (zumindest für einige) die größte Herausforderung bevor. Wir hatten die Möglichkeit einen Abend und eine Nacht zu zweit oder zu dritt mit einer indischen Familie zu verbringen. Diese standen in Kontakt mit dem Barefoot-College, das wir am Vortag besuchten. Wir entschieden uns einstimmig dieses Angebot anzunehmen.
Es wurde für alle von uns eine besondere und einmalige Erfahrung, wenngleich sie von Familie zu Familie sehr unterschiedlich ausfiel. In einigen Häusern wurde z. B. kein Englisch gesprochen, sodass die Verständigung etwas schwer viel. Andere hingegen konnten gutes Englisch. So entstanden teilweise sehr interessante Gespräche. Manche Familien integrierten uns sofort; die Kinder sprangen um uns herum und wollten mit uns spielen. Häufig kamen viele Nachbarn vorbei, um den europäischen Besuch zu sehen. Dann gab es erst mal eine Runde Chai-Tee. Wir wurden sehr „bevorzugt“ behandelt, was man beispielsweise daran merkte, dass wir als Erste (und) zusammen mit dem Hausoberhaupt essen durften.
Die Einrichtung des Hauses, indem ich war, war sehr einfach: es gab eine offene Feuerstelle, einige Räume, die weitgehend leer waren. Decken wurden zur Polsterung zum Schlafen auf dem Boden ausgelegt und wenn man Glück hatte, gab es eine Toilette. Als wir am nächsten Tag zu unserem Treffpunkt kamen, waren die meisten zwar froh wieder zurück zu sein, dennoch sagten alle, dass diese Erfahrung sehr wertvoll sei und sie würden sich erneut dafür entscheiden.
Olga
Laxmi Ashram
An zwei der drei Tage, die wir im Himalaya (KausaniGebirge) verbracht haben, waren wir im Laxmi Ashram zu Besuch. Dieses ist vergleichbar mit einem Internat, welches jedoch nur Mädchen beherbergt. Die Mädchen bekommen dort eine Unterkunft, Essen und Schulbildung zur Vorbereitung auf das spätere Leben.
Der Ashram lebt nach den Grundsätzen Ghandis, da es von einer seiner Begleiterinnen gegründet wurde. Es wird versucht möglichst unabhängig von anderen zu leben. Zum Leben im Ashram gehört daher natürlich auch Arbeit zur Selbstversorgung und Finanzierung. Die Mädchen weben, betreiben Landwirtschaft, sammeln Holz und Tannennadeln, kochen und kümmern sich um die Kühe.
Bei dieser Arbeit konnten wir die Mädchen an den zwei Tagen für einige Stunden begleiten und so einen Einblick in den körperlich anstrengenden Alltag bekommen. Des Weiteren haben wir uns gegenseitig Lieder vorgesungen, sowie die indischen Mädchen einige Theaterstücke und Tänze vorgeführt haben. Dies hat allen großen Spaß bereitet. Zum Abschied haben wir noch die von uns im Vorfeld gesammelten Sach und Geldspenden übergeben, da das Ashram trotz der weitgehenden Selbstversorgung auf solche Spenden angewiesen ist. Darüber haben sich die Mädchen, insbesondere die jüngsten, sehr gefreut. Im Anschluss haben wir noch mit einigen der Mädchen Volleyball und Fußball gespielt.
Tom
Jagran Pantomime Theater
Ehrlich gesagt ein bisschen kaputt waren wir schon, als wir nach der Besichtigung des LotusTempels am "Jagran Pantomime Theater" ankamen. Dass dies an der Anstrengung der Reise an sich lag, war offensichtlich. Der Müdigkeit wurde so oft wie möglich entgegengewirkt und so waren so gut wie alle, als wir aus dem Bus stiegen, verschlafen.
Über das Theater, welches wir in dem Moment betraten, wussten die meisten nur, dass es ein soziales Projekt war und dass Schauspiel ohne Worte darstellen würde. Als uns nach und nach immer mehr bewusst wurde, um was für ein unglaublich tolles Projekt es sich bei dem Theater handelte, wurden wir schlagartig wach. Wie so oft auf der IndienReise wurden wir von dem Ideen und Einfallsreichtum benachteiligter oder sozial schwächer gestellter Inder überrascht. Im Jagran Theater bekommen Menschen ohne Jobchance und misslungener Vergangenheit die Möglichkeit sich ihr eigenes Leben zu finanzieren.
Als Beispiel möchte ich hier einen Menschen mit beeindruckender Persönlichkeit hervorstechen der aber nicht die körperlichen Voraussetzungen besitzt anderswo Fuß zu fassen. Für ihn als Kleinwüchsiger ist es, wie mit jeder anderen Form von Behinderungen extrem schwer in der indischen Gesellschaft akzeptiert und als volles Mitglied behandelt zu werden. Das Theater hat uns wieder einmal vor Augen geführt, wie wichtig Einrichtungen dieser Art sind um gesellschaftlichen Problemen entgegenzuwirken.
Ein weiterer, und dem im Voraus genannten auf keinen Fall nachgestellten Aspekt ist, dass durch die Botschaften hinter den einzelnen Pantomimeakten viele Probleme und Missstände bekämpft werden. So wurde uns in einem Schauspiel, auf eine ganz besondere neue Art und Weise die klassische Geschichte eines Jungen, der auf die schiefe Bahn gerät und drogenabhängig wird, dargestellt. Die Emotionen, die durch Pantomime in dieser Form rübergebracht wurden, waren unbeschreiblich und am Ende des Stückes war die Betroffenheit groß.
Das Jagran Theater ist eine zukunftsweisende Einrichtung, die auf ihren Reisen durch Indien und die Welt arm und reich zusammen anspricht und damit versucht Problemen jeglicher Art ein Gegner zu sein. Die Besichtigung das Jagran Theaters war eine der fesselndsten Aktionen auf unserer IndienReise. Sie wird wohl immer in Erinnerung bleiben und ist eine der Sachen die unsere Reise von einer klassischen TouristenReise unterscheidet.
Karlo
Hope Project und Nizamuddin
An unserem zweiten Tag in Delhi sind wir mit dem Bus in das muslimischen Viertel von Delhi gefahren um uns dort das Grabmal Nizamuddins und das Hope Project anzuschauen, das dort seinen Standort hat.
Das Hope Project ist eine soziale Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat Menschen mit sozialen oder finanziellen Problemen zu helfen. Dazu haben sie eine Schule mit Vorschule und Krippe und ein Gesundheitscenter eingerichtet. Nach einer Führung durch das Schulgebäude wurden uns zwei Freiwillige aus Deutschland vorgestellt, die dort ein soziales Jahr verbringen und denen wir Fragen dazu stellen durften.
Auf dem Weg zum Nizamuddin haben wir einige Fleischereien gesehen, in denen das Fleisch offen und ohne Kühlung auf den Tischen lag. Für uns waren der Geruch nach Blut und die vielen Fliegen eher unappetitlich. Das Nizamuddin ist das Mausoleum eines sehr berühmten Sufi Heiligen (Nizamuddin Auliya). Einmal in der Woche treffen sich dort Muslime und lesen Gedichte von Amir Khusro. Am Eingang des Komplexes mussten sich die Frauen ein Tuch über den Kopf legen und die Männer eine weiße Gebetskappe aufsetzten. In den Gängen, die zum zentralen Platz führen, saßen sehr viele Bettler. Dort angekommen durften nur Männer das Mausoleum betreten, Frauen durften von draußen durch die Fenster hineinschauen.
Rike
Unterwegs - Ein Guide für den Individualtouristen in Indien
Wer Indiens Kultur und Menschen entdecken will, lässt sich nicht in einem luxuriösen Palasthotel nieder, sondern reist durchs Land. Das kann je nach Transportmitteln und Unterkünften deutlich billiger sein, vor allem aber interessanter und abenteuerlicher. Natürlich gibt es dabei einige Tipps zu beachten.
1. Nicht selbst fahren
Allein schon der Gedanke ans Navigieren eines Fahrzeugs durch den Indischen Verkehr ist angsteinflößend. Er funktioniert aber auch einfach etwas anders als in Deutschland: Jeder fährt wenn er kann und so knapp wie es geht, markierte Spuren werden kaum beachtet; ohne Hupe geht nichts, sonst wird man nicht bemerkt. Hupen von den aufwändig bunt bemalten Lastwagen sind in der Regel frisiert, sodass sie lauter sind und häufig auch Melodien spielen. Mofas können sowohl mit zwei als auch fünf Personen beladen sein.
Auch Lastwagen sind nicht selten überladen, sodass die festgezurrte Ware noch zwei Meter in alle Richtungen übersteht (eventuell sitzen auf diesen Gebilden noch Passagiere). Nicht zu vergessen sind die Tiere auf der Straße; Kühen, Hunden, Schweinen, Kamelen und Elefanten muss gekonnt ausgewichen werden. Geschwindigkeit ist relativ. Für eine 130kmStrecke auf dem Mountain"Highway" im Himalaya werden bisweilen sechs bis sieben Stunden benötigt. Also: Lieber nicht selbst fahren. Am besten man mietet sich für seine 21köpfige Gruppe einen Bus mit einem Busfahrer namens Hani und einem Assistenten der so aussieht wie Cristiano Ronaldo, die einen zwar waghalsig, aber sicher durch den Verkehr bringen.
2. HowTo: Straße überqueren
Einfach rübergehen. Der Verkehr passt sich einem an und fließt um einen herum. Wer wartet, wartet lange und manchmal vergeblich bis eine größere Lücke im Fahrzeugfluss entsteht.
3. Lokal vorankommen
Ein gutes Transportmittel sind die TucktuckTaxis, überdachte Roller mit Sitzbank für drei bis fünf Passagiere, je nachdem was der Fahrer akzeptiert. Einfach vorher den Preis aushandeln und die rasante Fahrt genießen. Gut festhalten, Gurte gibt´s natürlich nicht.
4. Weit vorankommen
Für längere Strecken sind neben Busfahrten mit Hani und Cristiano die Nachtzüge zu empfehlen. Diese sind zwar eng und fahren ruckelig, je nach Klasse darf man aber auf eine Klimaanlage und Pritschen zum Übernachten hoffen, und das für wenig Geld.
Jan
Jaipur
Jaipur war das erste Ziel unserer Indienreise. Als wir unser Gepäck im Hotel untergebracht hatten, erlebten wir unser erstes Abenteuerprojekt: Eine lustige Fahrt mit einem dreirädrigen Fahrzeug, die Inder sprechen von einem Tucktuck. Wir merkten sofort, dass es wohl keine Verkehrsregeln in Indien gibt, außer Hupen, illegal rechts und links scheinbar langsamere Verkehrsteilnehmer zu überholen, laut seinen Unmut über Blockierer zum Ausdruck zu bringen, nur um einige Charakterstärken der Fahrer zu benennen.
Die Sehenswürdigkeiten der Dreimillionen Metropole haben wir trotzdem „lebend“ genießen können. In der Altstadt bestaunten wir das Wahrzeichen, den Palast der Winde, erbaut im Jahr 1799 und einer der markantesten Attraktionen Indiens. Beeindruckend war für uns bei der weiteren Stadtbesichtigung das pulsierende Leben, unzählige Menschen, unbeschreiblicher Lärm und einzigartige Herausforderung für unsere Geruchsorgane.
Eine aufregende Erfahrung war für viele der Elefantenritt. Neben einer guten Aussicht wurde unserem Gleichgewichtsorgan einiges abverlangt. Unvergessen blieb für uns anschließend der Besuch von Fort Amber, ein besonders schöner Königspalast, der in einem Vorort Jaipurs steht. Am folgenden Tag schauten wir uns den Stadtpalast an, der 1890 entstand. Beindruckend war die Größe und Pompösität dieses Kunstwerkes. Jaipur bot uns einen guten Start für den weiteren Verlauf unserer Reise.
Lea
Pushkar
Nach der Hektik in Jaipur folgte etwas Ruhe im Oasenhotel nahe des heiligen Sees von Pushkar. Wobei die Ruhe endete spätestens mit dem Besuch der Mädchenschule, in der wir mit Blumenketten herzlich empfangen wurden und dem Unterricht wie Mittagessen und lautstarken Fotoshootings beiwohnen durften.
Natürlich hatten wir für diese Schule, deren 300 Mädchen aus oftmals schwierigen familiären Verhältnissen kommen, auch ein paar Spenden im Gepäck. Damit unser Gepäck wieder an Gewicht zunahm, wurde anschließend in den Gassen am See fleißig eingekauft. Tunikas, Taschen, Hosen, Schmuck und weiteres wurden zahlreich erhandelt und vor diebischen Affen beschützt.
Mit bequemen Hosen ausgestattet ging es zum Sonnenuntergang dann auf den fernen Tempelberg, zum Sonnenaufgang auf unseren Hausberg. Per Dromedar wurde die Gegend aus einer etwas entspannteren Perspektive erkundet. Der Trommelworkshop und eine Putscha (Heiligsprechung durch einen Brahmanen) ließen uns schließlich im Einklang mit dem Rhythmus der Götter sein. Und so schmeckte der Dahl auf der SeaviewTerrasse gleich noch besser.
C. M.
Das Taj Mahal und Fatepur Sikri
Ein wirklich touristischer Teil unserer Reise war der Besuch des Taj Mahals. Das Taj Mahal ist ein 74 Meter hohes Mausoleum, das Shah Jahan für seine Frau MumtaziMahal um 1632/50 errichten ließ, da diese bei der Geburt ihres vierzehntes Kindes starb. In einem Umkreis von 2 Kilometern um das Weltkulturerbe existiert eine Sperrzone für Autoverkehr und Industrie, damit der weiße Marmor des Taj Mahals nicht beschädigt wird. Auf uns alle wirkte das Taj Mahal majestätisch und zugleich faszinierend.
Fatehpur Sikri wurde 1569 von Akbar dem Großen als Residenz erbaut. Auffallend ist der in dem Bauwerk verbaute rote Sandstein, ein Material, das bei vielen nordindischen Bauwerken Verwendung fand. Die Legende besagt, dass Akbar die Residenz erbauen ließ, nachdem sich die Vorhersage des Sufi heiligen Salim Chisti erfüllte. Dieser weissagte nämlich, dass Akbar einen Sohn zeugen würde. Nach Akbars Tod wurde die Residenz, vermutlich wegen der schlechten Wasserversorgung, bald verlassen, aber bis heute beeindruckt sie als Architekturdenkmal.
Daniel
Lotustempel und Qutb Minar
Das Gebäude mit den großen, weißen Blütenblättern aus Beton und Mamor, inmitten eines großen Parks, ist schon von weitem als Lotusblüte zu erkennen. Der Lotustempel in Bahapur, NeuDelhi ist ein „Haus der Andacht“ der Bahá´íReligion, einer von sieben Sakralbauten dieser Glaubensrichtung weltweit. Die monotheistische Bahá´íReligion wurde Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet und ist damit noch relativ jung. Weltweit hat sie fünf bis sechs Millionen Anhänger und einer der Hauptverbreitungsorte der Glaubensrichtung ist Indien. Im Tempel sind Anhänger aller Religionen willkommen und zu Gebet und Andacht eingeladen.
Vor dem Betreten gaben wir unsere Schuhe ab, wir waren das inzwischen gewöhnt. In wenigen Worten erfuhren wir das Wichtigste über die Religion und das Gebäude. Um den Tempel herum wurden Teiche angelegt, die die Anlage nicht nur verschönern, sondern sie auch kühlen. Im Inneren des Sakralbaus war es sehr still, ein angenehmer Kontrast zur lauten Stadt. Es sind weder Bilder oder Figuren noch Altar, Kanzel oder Instrumente zu sehen. Viele setzen sich auf die kühlen Bänke. Selbst diese sind mit dem Motiv der Lotusblüte verziert.
Als nächstes besichtigten wir den Qutb-Komplex mit dem Siegesturm „Qutb Minar“. An der Kasse fiel auf, dass Touristen mit 250 Rupien das Fünfundzwanzigfache des Preises für Inder zahlen. Seit einer Massenpanik, die den Tod von 45 Personen zur Folge hatte, ist der Turm nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Komplex im Ganzen wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Einige Teile der Anlage sind noch aus dem 13. Jahrhundert erhalten.
Nachdem wir einige Vorträge über den Turm gehört hatten, gingen wir in getrennten Gruppen über das weite Areal. Es waren viele Leute unterwegs, einige wollten sich aufgrund unseres europäischen Aussehens mit uns fotografieren lassen auch das kannten wir schon. Die Wände und Säulen sind sehr detailreich verziert. Immer wieder sah man Streifenhörnchen über das Gelände laufen. Auch in dieser Anlage gibt es viel Grün und nach einer Stunde setzten und legten sich viele von uns unter die Bäume und erholten sich im Schatten von der Hitze.
Katja
Begegnung mit Religionen
Dass der Hinduismus die am stärksten vertretene Religion in Indien ist, merkt man, sobald man sich auf die Straßen begibt. In jedem zweiten Laden werden religiöse rote und bunte Tücher mit goldenen Verzierungen zum Verkauf angeboten, Paraden, bei denen eine Woche lang jeden Abend riesige Wagen, geschmückt mit den Tierfiguren der Götter und mit viel Musik durch die Straßen fahren, kennen die Inder schon lange.
Selbst in den ärmsten Häusern auf den Dörfern lassen sich kleine Gebetsräume mit Altären finden. Eine Segnung erhält man, wenn man ein bisschen Freundlichkeit zeigt, sicher von einer alten Inderin zum Abschied auch einmal. Insgesamt fühlt man sich im Hinduismus sehr willkommen und die Anhänger sind fast durchweg sehr aufgeschlossen.
Dass neben dem Hinduismus auch der Islam eine weit verbreitete Religion in Indien ist, bemerkt man spätestens, wenn man morgens um fünf Uhr von lauten Rufen geweckt wird, die durch eine gesamte Stadt tönen, um Muslime an ihr morgendliches Gebet zu erinnern. Äußerlich sieht man in vielen Fällen schnell, ob jemand Hindu oder Moslem ist. Andere Bekleidung, andere Turbane, Hühnchen oder Rind statt Dal auf den allgegenwärtigen kleinen Essensschälchen aus Plastik oder Papier. Besonders auffällig und ungewöhnlich anzusehen sind die kleineren Kinder, die noch keinen Turban oder eine Verschleierung tragen, sondern den Haar Dutt kurz über der Stirn in ein kleines Tuch gewickelt haben. Die dritte, gerade im Norden Indiens weit verbreitete Religion ist der Sikhismus. Besonders das Erscheinungsbild traditioneller Sikhs ist sehr markant und charakteristisch. So sieht man auf den indischen Straßen oft Männer mit sehr langen Bärten und einem Turban um die ungeschnittenen Haare gewickelt. Außerdem wird ein silberner Armreif und in manchen Fällen sogar ein Dolch getragen.
Der SikhTempel in Delhi gilt als der Bekannteste in Indien und zeichnet sich sowohl durch seine Größe als auch durch die vielen goldenen Verzierungen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Tempels, aus. Außerdem befindet sich vor dem Tempel ein Wasserbecken, welches häufig von Sikhs zur traditionellen Reinigung genutzt wird. Insgesamt kann man sagen, dass Vertreter aller drei Religionen oft sehr traditionell und stolz auf ihren Glauben sind, nichtsdestotrotz aber sehr offen und tolerant sowohl Anhängern anderer Religionen als auch Fremden gegenüber auftreten.
Lilly und Helene
Tiere
In Indien hatten wir einige mehr andere weniger schöne Erfahrungen mit den Tieren. Zu den schöneren zählten z. B. der Elefantenritt zum Amber Fort in Jaipur oder die Kamelsafari in Pushkar. Am Anfang wurden auch die allgegenwärtigen Affen sehr positiv bestaunt, bis einige sich auf unsere Wäsche setzten und unsere Blumenketten gegessen haben. Von da an wurde lieber Abstand gehalten, zumal auch die Einheimischen die Affen lieber mit Stöcken auf Distanz halten. Ein paar Mal kamen die Affen auch in unsere Zimmer, um Essensvorräte zu plündern.
Generell waren auf den Straßen immer Straßenhunde, heilige Kühe, Affen und auch Ziegenherden anzutreffen, die wie selbstverständlich über die Autobahnen getrieben wurden. In den Mauern nisteten oft grüne Papageien, im Gebirge faszinierte eine große Anzahl von Adlern und Riesenameisen ließen sich überall finden.
Doch die Favoriten waren wahrscheinlich die kleinen Streifenhörnchen, die man fast immer in Grünanlagen fand. Zum Glück haben wir uns erst am Ende der Fahrt sagen lassen, dass Streifenhörnchen auch zubeißen können. Aber natürlich ist es nicht verwunderlich, dass bei einer so großen Zahl von Tieren, das einzelne ganz und gar nicht im Fokus steht oder von jedem gut behandelt wird. Dies sah man vor allem in den Städten, wenn am Straßenrand Hühner in winzigen Kästen kurz vor dem Schlachten standen oder bei Affen und Hunden, denen nicht selten Gliedmaßen fehlten oder die bis auf die Knochen abgemagert waren. Was bei diesen streunenden Hunden jedoch interessant war ist, dass sie uns nie zu nahe kamen und auch sonst sehr friedlich waren. Die Kühe in Indien sind zwar heilig, aber das soll nicht heißen, dass sie von allen gut versorgt werden. Viele Kühe leben genau wie Hunde an der Straße. Die Kühe hier in Deutschland grasen auf Weiden, die Kühe dort oft in Plastikmüll.
Inga
Essen und Trinken
Während unserer dreiwöchigen Reise durch Nordindien haben wir viele neue Gerichte kennengelernt. Eine sehr häufige Kombination bestand aus einem, manchmal sehr stark gewürzten und manchmal gar nicht gewürztem Gemüsegericht. (Dabei sei vor allem eine Art Linseneintopf namens "Dahl", der in den ländlichen Regionen oft gegessen wird, hervorzuheben.) Als Beilagen wird meistens Fladenbrot und eine Menge Reis serviert.
Abgesehen von Wasser und Softdrinks haben wir einen würzig, süßlich schmeckenden Milchtee namens "Chai" getrunken. Neben klassischem indischen Essen konnte man fast überall westlich angehauchtes Essen (z. B. Pizza, Nudeln) oder Snacks wie Chips kaufen. Insgesamt ist das indische Essen sehr lecker, wenn man drei Wochen lang auf Fleisch verzichten kann und einem die gewisse Schärfe nicht völlig abschreckt.
Timo