Kevin - unser FSA

Seit 7 Monaten amerikanischer Fremdsprachenassistent

Kevin Kopetz aus den USA berichtet über seine Erfahrungen am OHG:

"Irgendwann letztes Jahr im Frühling bekam ich einen Brief. Auf dem Brief standen die Wörter „Pädagogischer Austauschdienst“. Der Brief bedeutete, dass ich ein Jahr als Fremdsprachenassistent in Deutschland verbringen könnte. Das war eine total gute Neuigkeit. Ich fing sofort an, mir alles vorzustellen und zu planen. Aber dann kamen eine Menge Fragen. Wie würde eigentlich ein Jahr in einem deutschen Gymnasium laufen? Ich hatte tatsächlich keine Ahnung, was zu erwarten war.

Einige Monate später bekam ich ein Mail von Frau Kramer, die mich informierte, dass ich im Otto-Hahn-Gymnasium in Göttingen arbeiten würde. Ich hatte vorher überhaupt nichts von Göttingen gehört. Ich musste den Namen googlen, um herauszufinden, wo es liegt. Und zwar: im Norden, nicht so klein, nicht so groß, in der Nähe von Bergen, eine Universität, das Gänseliesel und so weiter. Es hörte sich gar nicht schlecht an.

Nach einem Transatlantikflug und einer ziemlich komplizierten Zugreise mit dem Nahverkehr von Frankfurt waren meinen erste und unvergesslichen Eindrücke von Göttingen die unglaubliche netten und hilfsbereiten Leute von der Englischfachgruppe. Es ist definitiv nicht so, dass man sich normalerweise sofort so wohl in einem ganz neuen Land fühlt. Während der ersten Wochen im OHG gab es täglich etwas Neues und Unerwartetes.

Das deutsche Gymnasium unterscheidet sich von der typischen amerikanischen High School in einigen Punkten. In einer einzigen Schule die fünfte bis zwölfte Klasse zusammen zu haben war für mich etwas sehr anderes. Außerdem die Tatsache, dass es die Schüler und Schülerinen sind, die ihre eigenen Klassenzimmer haben, und nicht die Lehrer und Lehrerinen, war noch ein weitere Neuheit. Aber generell brauchte es einfach Zeit, herauszufinden, wo die verschiedenen Klassenzimmer sind, wie man in die versteckte Bibliothek kommt, wie man die Menge komplizierter Studenplanblätter an der Wand liest und was die Drängelei von Schüler und Schülerinen vor der Leherzimmertür bedeutet.

Immer noch, wenn ein Schüler oder eine Schülerin mich fragt, ob Frau oder Herr Soundso im Lehrerzimmer ist, muss ich erstmal an der Wand mit den Lehrerfotos nachgucken. Hoffentlich werde ich mich bis Ende des Schuljahres an ein paar Nachnamen erinnern. Am Anfang schien das OHG mir wie ein Dschungel voller ausgelassener Schüler und Schülerinen und beschäftiger und fleißiger Lehrer und Lehrerinnen. Aber schnell verstanden wir einander sehr gut. Und wir kamen schnell zu einem echten kulturellen Austausch.

Mittlerweile fühle ich mich wirklich sehr wohl im Otto-Hahn-Gymnasium. Die witzigen Momente, zum Beispiel wenn die jüngeren Schüler, die nicht wissen, dass ich Deutsch verstehen kann, mich wieder und wieder bitten, “ein Bier bitte” zu sagen; oder wenn ich eine lange Zeit versuche, herauszufinden, was eine Schülerin mit “nabers” gemeint hat, und endlich begreife, dass sie tatsächlich “neighbors” sagen wollte; oder wenn ein Junge mir erzählt, dass er in die USA fahren will, nur um ein Twinkie zu probieren. Auch die schwierigen Momente, wenn die jüngeren Schüler und Schülerin nicht aufhören können, über mich zu lachen, weil ich das “ch” in Michaela wie eine “k” ausspreche. Und dann fahre ich nach Hause und wiederhole vor dem Spiegel hundertmal “Eichhörnchen sind niedliche Tierchen”.

So, was habe ich bisher gelernt? Erstens, dass “Lost in Translation” ein echtes Phänomen ist, und wenn man zum Beispiel versucht, Witze zu erklären, wie am Thanksgiving “If April showers bring May flowers, then what do May flowers bring?”, dann geht der Humor von der Antwort “Pilgrims!” unbedingt verloren. Und außerdem, dass es total egal ist, wie gut die Schüler und Schülerinen in Englisch sind, trotzdem sagen vom Einsteiger in Klasse 6 bis zu den flüssig sprechenden Schüler und Schülerinnen in Klasse 12 immer, “What means ‘irgendein deutsches Wort’ in English? ”, obwohl sie eigentlich wissen müssten, wenn man nach einen Objekt im Englischen fragt, muss man immer ein Hilfsverb verwenden. Und zwar: “What does ‘irgendein deutsches Wort’ mean?”

Weiterhin lernte ich auch, dass, obwohl “How’s it going? ” die am häufigsten benutzte Frage in der englischen Sprache ist, wenn ich die Frage stelle, antworten die meisten Schüler und Schülerinnen trotzdem “we go to class” oder “I go home” und ich sage “No, ‘how’s it going’ not ‘where are you going.”

Aber so ist es, wenn man ein andere Sprache lernt. Auf jeden Fall muss ich sagen, dass das Otto-Hahn-Gymnasium eine wunderbare Gemeinschaft voll mit wissbegierigen Schülern und Schülerinnen ist. Ich habe wirklich Glück gehabt, mich hier in Göttingen zu finden. Ich bin sehr dankbar für die Gelegenheit und hoffe nur, dass ich einen guten Eindruck hinterlasse."

Nicht nur Kevin liebt deutsche Currywurst nach dem Kollegensport Montagabends. 

 

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