Mongolei Austausch
OHG-Besuch in der Mongolei
Endlich war es soweit!
Nach einem Jahr intensiver Vorbereitung und nach dem Besuch der mongolischen Schüler in Göttingen im Frühjahr reisten am 28. August 18 Schülerinnen und Schüler der 10. und 11. Klassen in die Mongolei, um ihre Austauschpartner in Darkhan zu besuchen.
Einige Eindrücke aus den zweieinhalb spannenden Wochen in der zentralasiatischen Steppe sind in den folgenden Berichten der Schüler zusammengefasst.
Das Leben in den Familien
Als wir in der Mongolei ankamen, wurden wir herzlich von unseren Gastfamilien begrüßt. Sie holten uns vom Bus ab und brachten uns in unser zweiwöchiges Zuhause. Viele von uns hatten ein eigenes Zimmer, dafür musste manchmal der Rest der Familie zu sechst in einem Raum schlafen, da der Platz meistens sehr begrenzt war. Wir fühlten uns alle sehr schnell wohl, obwohl wir uns erstmal dran gewöhnen mussten, dass es nicht immer fließend warmes Wasser gibt.
Die Mongolen wollten uns so gut wie möglich verwöhnen und womit geht es besser als mit Essen? Das hieß, wir wurden förmlich mit Essen überschüttet. Manche mussten sich an das teilweise sehr fleischlastige Essen erstmal gewöhnen, es war zwar anders, aber doch sehr lecker! Unsere Austauschschüler versuchten uns so viel von Darkhan zu zeigen, wie es nur ging, wir fuhren zum Beispiel einmal um 00:00 Uhr auf einen Berg, um uns die Stadt im Dunkeln anzusehen, der Blick von dort oben war sehr schön.
Die Verständigung mit der Familie hat zwar manchmal etwas gehakt, da die meisten kein Deutsch oder nur sehr wenig Englisch sprachen, doch da haben die Austauschschüler tatkräftig unterstützt und übersetzt. Über unsere Gastgeschenke aus Deutschland haben sich auch alle sehr gefreut.
Da eine Aktivität verschoben wurde, bekamen wir noch einen Familientag dazu. An diesem Tag sind viele aufs Land zu Bekannten und Freunden der Familien gefahren. Dort haben wir dann das traditionelle Leben der Nomaden kennengelernt. Wir haben mit ihnen gemeinsam in der Jurte Hammelspieße gegessen und gesalzenen Milchtee getrunken außerdem konnten wir bei der Herstellung des mongolischen Getränks Airag, vergorener Stutenmilch, zusehen. Zudem durften sich manche von uns auch mal auf die Pferde setzen und das ist echt ein unbeschreibliches Gefühl.
Unsere Gastfamilien haben versucht uns möglich viele Seiten der Mongolei zu zeigen und das ist ihnen meine Meinung nach auch sehr gut gelungen. Abschließend kann man sagen, dass unser ganzes Umfeld immer sehr freundlich und herzlich war, egal ob wir in der Familie, der Schule oder einfach in der Stadt unterwegs waren. Wir haben unsere Austauschschüler und ihre Familien alle sehr in unser Herz geschlossen, weshalb uns der Abschied doppelt so schwerfiel. Wir hoffen alle darauf, dass der Kontakt bestehen bleibt und man sich irgendwann vielleicht noch einmal sieht.
Paula, Beekje, Nataly
Schule in der Mongolei
Während unseres Aufenthalts durften wir auch einen Einblick in das durchaus andere Schulwesen unseres Gastlandes bekommen.
Unser Erstes „Aufeinandertreffen“ mit diesem Thema war der 1. September; der Tag, an dem in der ganzen Mongolei die Schule wieder beginnt, so auch an der Schule 19. Diese ist eine internationale Privatschule, die auch das Fach Deutsch anbietet. Durchaus besonders an diesem Tag war die Einschulungszeremonie mit einem Programm aus Tanz und Musik, selbst aufgeführt von den jüngeren Schülern, was sehr bewundernswert war.
An den Tagen, an denen wir mit im Unterricht waren, sind uns folgende Dinge aufgefallen: Das Schulgebäude war gegliedert in viele kleine Gänge, von denen die Klassenräume, sowie Musikraum und sogar eine Turnhalle zu erreichen waren. Auffällig war für uns auch, dass die Kleidung der Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer, meistens feiner war.
In der Schule werden alle Klassen von 1 bis 12 unterrichtet, aber die Schüleranzahl in den Klassen ist deutlich geringer und auch die Anzahl der Klassen pro Jahrgang beschränkt sich meist auf einige wenige. Bedenkenswert ist die für uns ungewohnt kleine Distanz zwischen Lehrern und Schülern. So findet das dortige Lernen auf einer privateren und entspannteren Ebene statt. Im Normalfall ist der Unterricht so aufgebaut, dass der Lehrer zentral vor der Klasse spricht. Im regulären Unterricht haben uns die recht offen gehaltenen Regeln zur Handynutzung verwundert. So kam es teilweise vor, dass die Schüler mitten im Unterricht anfingen zu telefonieren oder Selfies zu schießen.
Aber als wir mit den Grundschülern unser „Kulturprogramm“ durchgeführt haben, lief die Stunde für diese auf eine andere und ungewohnte Art und Weise ab. Wir hatten uns dafür ein Programm erarbeitet, welches aus dem Lied „2 kleine Wölfe“ und einem Papierflieger-Wettbewerb bestand. Weitere Aktionen haben je nach Gruppe, in denen wir durch die Klassen gezogen sind, variiert.
Am Ende des Schulbesuches stand unsere Abschiedsaufführung, die aus Gesang, Präsentationen, Film und Tanz bestand. Im Anschluss daran haben mongolische und deutsche Austauschschüler zusammen ein nationales Gericht gekocht. Es gab Buutz, mit Fleisch gefüllte Teigtaschen. Anschließend wurden diese in der Cafeteria gemeinsam verzehrt.
Liesa, Nora, Silas
Leben auf dem Land
Die Mongolei ist eines der Länder in Asien, welches noch nicht vollständig industrialisiert ist. Die Bevölkerungsdichte der Mongolei beträgt 1,9 Einwohner pro km². Wie schon vor Hunderten von Jahren ziehen mittlerweile nur noch 30% der mongolischen Bevölkerung noch immer in den sogenannten Jurten über die Steppe. Diese sind hausähnliche Zelte, welche innerhalb von etwa zwanzig Minuten auf und in der selben Zeit auch abgebaut werden können. Die Jurten werden mit Hilfe von Kamelen oder Pferden transportiert, früher wie heute. Mit den Nomadenfamilien ziehen immer auch eine Vielzahl von Tieren, nämlich je nach Region und Familie: Pferde, Schafe, Ziegen, Yaks und Rinder, aber auch Kamele, die als Nutztiere gehalten und gezüchtet werden. Durch diese können sich die Menschen ernähren und versorgen.
Selbstverständlich entspricht dieser Lebensstil nicht mehr dem europäischen Standard, aber all das hat sich seit den Anfängen der Industrialisierung in der Mongolei auch schon deutlich verändert. Einige Nomaden besitzen Lampen und sogar Fernseher in ihren Jurten. Diese laufen durch den Strom der mit mobilen Solarzellen, die sie auf ihrem Jurtendach installieren, gewonnen wird. Sanitäre Anlagen, wie wir sie gewohnt sind, gibt es in der Steppe natürlich nicht. Wenn man eine Toilette sucht, steht einem die weite Natur zur freien Verfügung, oft gibt es aber auch eine Art Holzhäuschen, in dem ein tiefes Loch in den Boden gegraben wurde, mit einem darüber gelegten Holzbrett, welches man dann als Toilette nutzt.
Da man auf Grund der stark schwankenden Temperaturen und weiteren Faktoren, wie zum Beispiel auch oft ein nicht vorhandener Kühlschrank in den Jurten, nicht viele Lebensmittel anbauen kann, besteht die Ernährung der Nomaden hauptsächlich aus dem Fleisch der Tiere, sowie deren Milch und allem, was man daraus herstellen kann (z.B. Joghurt, Käse, … und auch einen Milchwodka). Auch wird nur so viel geschlachtet, wie man an einem oder maximal zwei Tagen in der Familie essen kann.
Generell haben die Tiere einen hohen Stellenwert, da sie für den Transport, die Ernährung und die Kleider genutzt werden. Die meisten Nomaden ziehen in den Sommermonaten in der Steppe umher, kommen allerdings über den in der Mongolei sehr extremen Winter in Stadtnähe, um mit Wasser, Strom und Lebensmitteln abgesichert zu sein. Oft leben Nomadenkinder bei Familienmitgliedern, welche in der Stadt wohnen, damit ihnen die Schule ermöglicht werden kann. In ihren Schulferien können die Kinder dann ihre Familien wieder besuchen.
Justus, Nele, Pauline
Klöster in der Mongolei
Im Norden der Mongolei, zwischen Erdenet und Darkhan, liegt das Kloster Amarbayasgalant. Das Kloster gehörte nach Ulaanbaatar zu einer unserer interessantesten Stationen bei unserer Reise durch die Mongolei. Der Komplex wurde glücklicherweise nie zerstört, wie viele andere Klöster, und zählt zu den drei wichtigsten buddhistischen Heiligtümern der Mongolei, neben dem Kloster Erdene Dsuu in der Nähe von Charchorin und dem Gandan-Kloster in Ulaanbaatar, welches wir ebenfalls besucht haben.
Insgesamt haben wir 3 Klöster gemeinsam mit den mongolischen Schüler/innen besichtigt. Am besten jedoch hat uns das erste Kloster (Amarbayasgalant) gefallen, da wir dort, durch eine Führung eines buddhistischen Mönches, mehr sehen und erfahren konnten. Was während der Führung auch sehr interessant war, war die Wiedergeburt, die jede/r Schüler/in machen durfte. Um wieder geboren zu werden, musste man in eine dafür vorgesehene „Steinburg“ kriechen, sich dann im Inneren hinstellen, durch ein Steinloch in die Ferne gucken, sich dreimal im Uhrzeigersinn drehen und wieder raus kriechen. Des Weiteren hatten wir dort Zeit zur freien Verfügung, in der wir das Kloster und die Umgebung erkunden konnten. Ebenfalls zur Besichtigung des Klosters gehören zahlreiche Buddha-Statuen, die hoch oben auf einem Berg stehen, welche wir auch besichtigt haben.
Ein weiteres tolles Erlebnis war die Besichtigung des Winterpalastes des Bogd Khan, es steht im Süden Ulaanbaatars. Der Palast, heute ein Museum, wurde 1905 erbaut. Der Komplex umfasst sechs Tempel. Vieles aus dem Besitz des Bogd Khan wird ausgestellt, unteranderem sein Thron, sein Bett, seine Kunstsammlung und seine ausgestopften Tiere, was wir uns auch angeguckt haben.
Eine unserer letzten Stationen war die Besichtigung des Gandan-Klosters. Das Gandan-Kloster ist das bedeutendste Kloster in Ulaanbaatar. Es liegt auf einem Hügel westlich des Stadtzentrums.
Pia, Tom, Johannes
Wirtschaft in der Mongolei
Darkhan wurde 1961 gegründet und ist mit ca. 90.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in der Mongolei. Ursprünglich war die Stadt ein Industriestandort, welcher durch die gute Lage und Versorgungssituation schließlich immer mehr Menschen anzog. Heute ist um Darkhan das zweitgrößte Industriegebiet der Mongolei entstanden.
Daher statteten wir unter Anderem dem Elektrizitätskraftwerk und der Wollverarbeitungsfabrik / Lederfabrik einen Besuch ab. In der Mongolei gibt es vor allem viele Woll- und Stoffverarbeitungsfabriken, da die Mongolei schon seit Urzeiten viel Viehzucht betreibt. Die Fabrik in Darkhan ist eine der größten im ganzen Land. Sie exportiert sogar viele Waren nach Europa und andere Kontinente.
Das Elektrizitätswerk ist schon rund 50 Jahre alt und steht eigentlich vor dem Ende der Laufzeit und sollte geschlossen werden, da aber kein Geld mehr da ist für ein neues Kraftwerk, versucht die Stadt es zu sanieren. Darkhan hat noch ein faszinierendes Stahlwerk, welches wir leider nicht besichtigen konnten, weil gerade nicht produziert wurde. Durch das Momo Projekt, welches auch unseren Austausch ermöglicht hat, hat Darkhan ein relativ gutes Abwasser- und Kanalsystem, was die komplette Stadt versorgt. In den Jurtenvierteln gibt es jedoch weiterhin nur noch „Plumps-Klos“ und Wassertankstellen, an denen man sein Wasser in Kanistern abholen muss.
Erdenet ist die drittgrößte Stadt in der Mongolei und hat mit seiner Kupfer/Molybdänmine und Erzfertigungsanlage den größten Anteil an der Wirtschaft des Landes. Davon profitiert vor allem Erdenet, was vor allem durch die Gepflegtheit der Stadt deutlich wird.
Die Mongolei ist ein Land, was sich langsam aber allmählich industriealisiert bzw. globalisiert. Es besitzt viele Bodenschätze und hat damit super Voraussetzungen ein reiches Land zu sein, jedoch durch die Großmächte China und Russland bedrängt wird, da diese Interesse an den ganzen Schätzen haben.
Julia, Jan und Gabriel
Ulaanbaatar
Am Sonntag , den 11.09.2016, mussten wir uns von unseren Gastfamilie verabschieden, denn die letzten 3 Tage verbrachten wir in Ulaanbaatar. Wir fuhren 7 Stunden mit dem Zug von Darkhan nach Ulaanbaatar. Während der Fahrt konnten wir die letzten schönen Aussichten der mongolischen Natur genießen und waren dennoch sehr gespannt auf die Hauptstadt Ulaanbaatar. Nach einer langen, anstrengenden, aber schönen Fahrt kamen wir am Bahnhof an und machten uns sofort auf den Weg zu unserem Hostel. Wir teilten die Zimmer auf und entspannten ein paar Minuten. Gegen späten Nachmittag konnten wir einen ersten Eindruck der Stadt gewinnen, denn wir machten einen kleinen Rundgang durch die riesige Stadt. Wir waren alle sehr fasziniert von den vielen Autos , denn die Straßen waren rappelvoll. Außerdem wunderten wir uns über die funktionierenden Ampeln und Straßenregeln, denn in Darkhan haben wir davon nichts mitbekommen, dort konnte man einfach so über die Straße laufen.
Am Abend kehrten wir wieder zurück ins Hostel, saßen alle beieinander, aßen Pizza und lachten miteinander. Somit war der erst Tag auch wieder vorbei.
Montag 12.08.2016
Nach dem Aufstehen gingen wir alle zum Frühstück... es gab Weißbrot mit Butter, Nougat-Creme oder Marmelade. Danach ging es mit einem Reisebus zu der größten Reiterstatue mit Chinggis Khaan. Ein paar von uns haben noch große Greifvögel auf den Arm genommen. Im Gebäude (Die Statue steht auf dem Gebäude) angekommen, sind wir durch Souvenirläden gegangen oder sind auf die Statue gegangen, zudem gab es noch ein kleines Museum und man konnte Fotos mit traditioneller mongolischer Trachtenkleidung machen.
Zur Mittagszeit sind wir essen gegangen und anschließend ging es in den Winterpalast des letzten mongolischen Herrschers. Ähnlich wie im Museum konnten man die einzelnen Räume besichtigen, die wie in buddhistischen Klöstern aussehen.
Danach sind unsere Austauschschüler zurück ins Hostel gefahren und wir sind in eine Art Konzert mit traditionellem mongolischem Tanz und Gesang gegangen. Besonders der Kehlkopfgesang war sehr interessant und spannend.
Dienstag, 13.08.2016
Heute war der letzte Tag, den wir gemeinsam mit unseren Mongolen verbrachten. Wir besuchten zuerst den Aussichtspunkt Zaisan über Ulaanbaatar. Es war himmlisch! Ein perfektes Panorama konnte man machen. Man erkannte die unterschiedlichen Gegenden der Hauptstadt und konnte sich über diesen Ausblick nur freuen. Danach sind wir das letzte Mal gemeinsam essen gegangen. Anschließend wurden wir vom deutschen Botschafter in einer Jurte empfangen. Dieser war gerade mal drei Wochen in der Mongolei, also nicht viel länger als wir. Er beantwortete uns Fragen, wie z.B., warum er in der Mongolei ist, ob man sich aussuchen kann, wo man "stationiert" wird oder ob es schwer ist, mit den Mongolen klar zu kommen.
Bevor sich der Tag dem Ende neigte, hatten wir noch Zeit zum Shoppen, und diese haben wir auch richtig genutzt! Nach dem Abendessen kam die Zeit, in der wir uns von den Mongolen verabschieden mussten. Es war sehr emotional, denn auch wenn man sich in zwei 1/2 Wochen wohlmöglich mal auf die Nerven gegangen ist, so haben wir alle die Zeit sehr genossen. Ich habe noch nie so viel verschmiertes Make-Up gesehen, als sie mit dem Zug abreisten! Sie werden uns alle fehlen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie wiedersehen, ist leider nicht so hoch wie bei anderen Austauschen. Aber ich glaube, ich spreche für alle, dass wir wieder in die Mongolei fliegen möchten.
Johanna, Jacqueline, Celin