Pointillismus

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(meu.) Die Auflösung eines Bildgegenstandes in Bildpunkte, respektive dessen Übertragung in ein Punkteraster ist nicht eine Erfindung unserer Zeit, sondern wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts von namhaften Künstlern wie Signac und Seurat als bildnerische Methode erprobt und praktiziert. Paul Nipkow, ein deutsch-polnischer Techniker, griff ebenso im Jahre 1884 die Bezeichnung "Bildpunkt" als Fachbegriff in seiner Patentschrift für sein Elektrisches Teleskop auf, wobei der Begriff bereits vorher in der Optik üblich war. Von den wissenschaftlichen Erkenntnissen dieser Zeit fasziniert experimentierten einzelne Künstler im Post-Impressionismus in ihren Gestaltungen mit der optischen Lichtmischung und der Zerlegung des Bildgegenstandes in einzelne Punkte und gaben dieser Kunstrichtung damit ihren Namen. Der Pointilismus war geboren.

Angesichts der heutigen Dominanz digitaler, in Pixel aufgelöster Bilder im Alltag, in der Werbung und in der Bildenden Kunst hat dieses optische Phänomen nicht nur damalige Künstler des 19. Jahrhunderts beeindruckt, sondern ist elementarer Bestandteil der uns unmittelbar umgebenden Wirklichkeit geworden. Der Begriff "Pixel" wird heute auch in Bezeichnungen für bestimmte Anwendungen von Rastergrafiken verwendet, etwa PixelfontsPixel-Art und Pixel-Banner. Nachdem die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10b den Wunsch geäußert hatten, sich mit den künstlerischen Werken des Pointillismus gestalterisch auseinanderzusetzen, erfassten diese dessen gestalterische Merkmale in Bildbetrachtungsprozessen, in denen fokussiert der Blick auf die differenzierte und mikroskopische Malweise der Künstler Seurat und Signac über den Zoom auf Bildfragmente gelenkt wurde. Die Intentionen der Künstler sowie die Wirkungsfaktoren dieser Malweise, die Erzeugung von Plastizität durch die Anordnung und Verdichtung der Punkte, die optische Farbmischung, die Steigerung des Farbausdrucks und die Farbrhythmik standen bei der Bildbetrachtung im Vordergrund. In kleinen Etüden erprobten die Schülerinnen und Schüler im weiteren Verlauf dieses künstlerische Gestaltungsprinzip experimentell, entwickelten dabei eigene Werkstattgeheimnisse, bevor sie sich eigenen Gestaltungsvorhaben widmeten, die vornehmlich die Genres Landschaft und Portrait aufgriffen. Während der Anfertigung der zeitaufwendigen, detaillierten künstlerischen Arbeiten wuchs die Ehrfurcht vor fremden und eigenen pointilistischen Gestaltungen immens, ebenso die Fähigkeiten in puncto Elaborationsfähigkeit und Frustrationstoleranz.

 

 

 

 

 

 

 

 

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