"The Berlin Concert"
Die Jazzaholics konzertieren in der Hauptstadt
(PRE) Wie hört es sich an, wenn vier Bands gleichzeitig eine Zugabe spielen? Erst mal natürlich ohrenbetäubend laut, aber auch sehr faszinierend. Gerade wenn zwei der Bigbands aus sehr jungen Musikern und Musikerinnen bestehen, die ihr Instrument erst kurze Zeit, aber mit großem Engagement spielen.
So geschehen beim Bigbandfestival des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums in Berlin Pankow, bei dem die OHG-Bigband „Jazzaholics“ zu Gast war. Den Leiter der Berliner Bigbands kennen einige OHG-Kolleginnen und -kollegen noch als langjährigen Leiter der „Jazzaholics“: Es handelt sich um Burkhard Fabian, der inzwischen schon seit fast 19 Jahren in Berlin eine wirklich begeisternde Arbeit als Musiker und Theaterpädagoge leistet.
Es ist immer ein großer Unterhaltungswert garantiert, wenn Burkhard eine Band dirigiert. Aber auch die "Jazzaholics" konnten mit vielen Stücken glänzen, die in den letzten Monaten erarbeitet wurden.
Die erwähnten Zugaben mit allen Bands waren schließlich die emotionalen Höhepunkte eines mit Highlights gespickten Programms: Bei dem Benny Goodmanklassiker "Sing, Sing, Sing" spielten zwei Bands auf der Bühne, die Bläser der Bands "Jazz2day" und "Jazzaholics" umrahmten das Publikum und rundeten das Ganze mit einer witzigen Choreographie ab.
Bei der Jazzaholicszugabe "Chamäleon" spielten die zwei "großen" Bigbands zusammen, bei der das Programm abschließenden Nummer "YMCA“ kam es zum Zusammenschluss aller Beteiligten. Das verwöhnte Berliner Publikum gab Standing Ovations, eine After-Show-Party setzte bis in die frühen Morgenstunden noch mal die letzten Kräfte frei.
Standing Ovations gab es auch am nächsten Tag bei einem Konzertbesuch bei einem der weltbesten Orchester: den Berliner Philharmonikern. Nach einer Sightseeing-Tour tagsüber besuchte die Band am Abend eine Aufführung der Philharmoniker mit einem ganz besonderen Programm. Im ersten Teil wurde Clara Schumanns Klavierkonzert in a-Moll von der italienischen Pianistin Beatrice Rana dargeboten. Die nahezu perfekte Interpretation des anspruchsvollen Klavierkonzerts wurde nach der Pause von einem der bedeutendsten Werke der Musikgeschichte getoppt: der 7. Sinfonie von Schostakowitsch. Dieses gewaltige Orchesterwerk hat auch den Beinamen „Leningrader Sinfonie“ und war während der Besatzung Leningrads durch die Deutschen ein Statement gegen Terror, Gewalt und Krieg.
Schostakowitsch entwarf im ersten Satz ein (Invasions-) Thema, das zunächst sehr leise erklingt und im Verlauf von mehreren Minuten immer mehr gesteigert wird, bis eine weitere Steigerung nicht mehr möglich scheint. Doch Schostakowitsch findet immer noch Möglichkeiten, den Wahnsinn des Krieges, die Angst, die Hungersnot, die klaustrophobischen Zustände musikalisch zum Ausdruck zu bringen. Die Entwicklung mündet in einer Aufwärtsbewegung aller Instrumente über mehrere Oktaven, was die Befreiung aus der tödlichen Besatzung symbolisieren könnte.
Das Konzert hat viele Anwesende tief berührt, der ohrenbetäubende Schrei nach Befreiung wird vielen sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben.
Genauso wie drei Tage in Berlin, die insgesamt sehr vielfältig, intensiv und erlebnisreich waren. Ein großes Dankeschön geht an den großartigen Kollegen und Gastgeber Burkhard Fabian sowie seine musikbegeisterten und ausgesprochenen netten Schülern und Schülerinnen!