Weimar
Studienexkursion zum Thema "Menschenbild der Weimarer Klassik"
Nach einer langen Busfahrt erreichten wir am Montag, den 24. Oktober 2016, die EJBW, die „Europäische Jugendbildungsstätte Weimar“, konnten jedoch nicht sofort die Zimmer beziehen. Wir stellten unsere Sachen in dem uns zur Verfügung gestellten Seminarraum unter und machten uns auf den Weg in die Stadt, wo wir von Frau Sophia Gröschke, die für die Studienstiftung Weimar arbeitet, begrüßt wurden Sie führte uns in das Thema: „Menschenbilder in der Weimarer Klassik“ein. Es folgte eine Führung durch den Park, die unter dem Titel „Phönix aus der Asche“ stand.
Dieser Rundgang befasste sich hauptsächlich mit Goethe, seiner Beziehung zu Weimar und mit seinen Ansichten zu antiken Grundmustern. Leider begann es irgendwann derart stark zu regnen, sodass wir alle ziemlich durchgefroren im Studienzentrum ankamen. Dort stellte uns Frau Gröschke ein Projekt vor, welches sich mit Johann Joachim Winckelmann und dessen Schönheitsideal der Antike beschäftigt und nächstes Jahr starten soll. Schon nach diesem ersten, halben Tag wurde uns ein Gefühl für Goethe und das Weimar des 19. Jahrhunderts vermittelt.
Der Dienstag begann damit, dass wir uns in zwei Gruppen teilten. Während sich die einen Goethes Nationalmuseum ansahen, besichtigten die anderen Goethes Wohnhaus. Die Führung im Nationalmuseum zeigte uns Goethes Liebe zu Italien und wie die zweijährige Reise dorthin ihn veränderte. Auch vorher war er schon von der Antike fasziniert, so wie es zu der Zeit – fast kann man sagen: „in Mode“ - war, doch danach vollendete er Bauwerke, wie beispielsweise das Weimarer Stadtschloss, die komplett im Stil der Antike gehalten waren. Auch in seinem Wohnhaus fanden nach seiner Italienreise große Veränderungen statt. Überall ist seine Bewunderung für die Antike und die Wissenschaften zu sehen.
Nach der Mittagspause besuchten wir das Stadtschloss. Kurz bevor Goethe nach Weimar kam, brannte es ab. Doch das Schloss wurde wieder aufgebaut und von einem eindrucksvollen Treppenhaus bis hin zu einem imposanten Tanzsaal von Goethe entworfen. Die Ähnlichkeit mit einem antiken Tempel ist verblüffend. Es folgte eine kurze Reflexion der bisherigen Erkenntnisse, die eine Art Schnitt zum Thema Nationalsozialismus darstellte, mit dem wir uns den Nachmittag und den nächsten Tag beschäftigten. Wir wurden nun durch die Stadt geführt und stießen, ohne dass das „sichtbar“ war, auf die Spuren der NS-Zeit in Weimar. Zusammengefasst war das wohl der anstrengendste Tag der Woche, auch wenn wir viel über Weimar in den verschiedenen Zeiten gelernt haben.
Nachdem wir uns also tags zuvor während unseres Spaziergangs durch Weimar den Spuren der NS-Zeit bereits ein wenig angenähert hatten, vertieften wir diese Thematik am Mittwoch, denn es stand eine Exkursion zur Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald auf dem Programm. Dort angekommen teilten wir uns zunächst in zwei Gruppen auf und bekamen anschließend die wichtigsten Informationen über das Konzentrationslager Buchenwald. Dabei erfuhren wir unter anderem, dass das Lager im Jahr 1937 gegründet wurde und dort insgesamt etwa 56.000 Menschen ums Leben kamen. Wir sprachen außerdem über verschiedene Bilder, die aus Buchenwald stammen und darüber, wie diese zu deuten sind. Uns wurde auch erklärt, wie das KZ Buchenwald aufgebaut war und welche Bedeutung die jeweiligen Bereiche für die Häftlinge hatten.
Im Anschluss daran gingen wir nach draußen, auf den so genannten Appellplatz, wo uns verdeutlicht wurde, was die Inhaftierten in Buchenwald an Leid erfahren haben. Für uns alle war die Vorstellung, dass die Häftlinge oft stundenlang in der Kälte stehen mussten, sich dabei nicht bewegen durften und permanent der Angst ausgesetzt waren, erschütternd und unvorstellbar. Genauso erschüttert waren wir, als wir schließlich das so genannte Krematorium gesichtet hatten.
Nach einer kurzen Mittagspause hatten wir die Gelegenheit, selbstständig weitere Orte in Buchenwald aufzusuchen. Die meisten von uns interessierten sich besonders für die neue (im April 2016 eröffnete) Ausstellung, die ähnlich wie ein Museum aufgebaut ist. Dort sahen wir erneut viele erschreckende Bilder, hörten Berichte, sichteten erhaltene Gegenstände aus dem Lager und bekamen eine Vorstellung davon, wie der Alltag der Häftlinge ausgesehen hat. Zum Schluss versammelten wir uns noch an einem mit Blumen geschmückten Ort der Gedenkstätte und trugen dort unsere Gedanken über das Konzentrationslager und die NS-Zeit in Form von Schlüsselbegriffen zusammen. Als wir am frühen Abend wieder in der EJBW angekommen waren, reflektierten wir noch einmal, was uns im Einzelnen in Erinnerung geblieben ist und was uns besonders getroffen hat. Zusammengefasst war der Tag für uns voller Informationen und Eindrücke, die uns an die Schrecken des Nationalsozialismus und des Holocausts erinnert haben.
Ganz anders ging es am Donnerstag, unserem letzten Tag in Weimar, weiter. Nachdem wir gefrühstückt und unsere Zimmer geräumt hatten, machten wir uns nochmals auf dem Weg zum Goethe-Nationalmuseum. Dort versammelten wir uns im Festsaal, wo uns Frau Gröschke eine Themenauswahl zum „Menschenbild in der Weimarer Klassik“ vorstellte. Nun teilten wir uns in Gruppen auf und entwickelten Ideen für eine Präsentation, die am Nachmittag stattfinden sollte. Wir nutzten die Zeit, um uns auf die Darstellung unserer Ergebnisse vorzubereiten. Jeder Gruppe war ein spezielles Thema zugewiesen, welches wir selbst gewählt hatten. Darunter waren das Schönheitsideal, Selbstinszenierung und das Menschenbild im Nationalsozialismus.
Um 15:30 Uhr war es dann soweit: Jede Gruppe präsentierte ihre Ergebnisse vor unseren beiden Kursen. Dabei entstand am Ende ein vielfältiges Produkt, das sowohl lustige Fotostorys, als auch informative und sachliche Vorträge sowie ein beeindruckendes Gedicht enthielt. Schließlich verabschiedeten wir uns noch von Frau Gröschke und Frau Ulferts, die uns hervorragend durch unser Programm begleitet haben. Als wir unsere Koffer abgeholt hatten, wartete schon der Bus, der uns zurück nach Göttingen bringen sollte.
Wir haben die Zeit in Weimar sehr genossen und haben viele neue Erkenntnisse gewonnen, sodass uns der Aufenthalt sicher noch lange in positiver Erinnerung bleiben wird.
Ein großer Dank gilt an dieser Stelle auch Frau Wiehl und Herrn Bolte, die die Fahrt für uns organisiert haben und ein vielseitiges Programm entworfen haben.
Nora Gilles und Julia Risting, Q1 (beide Tutorial Biermann)