Weimarfahrt
Tutorials in Weimar
(rau.) Bauhaus und Cyborgisierung? Goethe und Digitalisierung? Weimar und Künstliche Intelligenz? Hätte keiner gedacht, dass sich hier Zusammenhänge herstellen lassen! Auf den ersten Blick hat Weimar eher wenig mit dem Oberthema der Facharbeiten im Seminarfach des Tutorial Rauhaus zu tun: "Das Verhältnis von Mensch und Maschine und die Künstliche Intelligenz". Doch es haben einige interessante Aspekte auf uns gewartet.
Gemeinsam mit dem Tutorial Jaek waren die beiden Kurse gemeinsam im Rahmen des Seminarfaches für drei Tage in Weimar.
Wo die Ursprünge des Mensch-zu-Maschine-Verhältnisses lagen, hat das Tutorial Rauhaus im Vortrag von Kirsten Münch von der Klassik-Stiftung erfahren. Besonders interessant war die Entwicklung der ersten künstlichen Menschen. Der Beginn des Zeitalters der Künstlichen Intelligenz liegt nicht im Bau des Maschinenmenschen, sondern im Erforschen des menschlichen Körpers. Bevor die Menschen, die schon immer die Sehnsucht danach hatten, einen Menschen zu schaffen, anfingen, Automaten oder Roboter zu bauen, mussten sie herausfinden, wie der Mensch funktioniert. Wir lernten im Bauhaus-Museum viel über Menschen und Maschinen zu Beginn des 20. Jahrhunderts und bekamen von Frau Dr. Ackermann einen Überblick, sodass es uns möglich wurde, Zusammenhänge zu entdecken und uns eine gute Wissensbasis anzueignen. Es war eine sehr lehrreiche Exkursion in Weimar.
Lernen, Lesen, Arbeiten in Weimar in der neuen Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek. Ein stilles Plätzchen und schon war man ins Facharbeitsthema vertieft. Wir bekamen die Möglichkeit, im Plenum oder auch in intensiven Einzelgesprächen unser Facharbeitsthema zu entfalten, in neue Richtungen zu denken oder unsere Ideen zu spezifizieren. Manchmal hilft es, eine Idee so lange zu hinterfragen, bis man sich in allen Einzelheiten sicher ist oder sie vollständig verwirft. Letztendlich fühlt es sich besser an, sich von einem Konzept zu trennen, als daran festzuhalten und dann daran zu verzweifeln. Dieser Prozess eröffnet die Möglichkeit, sein Interesse in einem anderen Bereich dieses Themas zu entdecken, um dort etwas Neues zu beginnen. Diese Erfahrung hat sowohl für die Facharbeit als auch für alle weiteren kommenden Arbeiten sehr geholfen. Im Zuge dieser Arbeit haben wir außerdem Durchhaltevermögen, Leistungsbereitschaft und den Willen, sich vollkommen auf die Recherche einzulassen, beweisen können. Und doch: Menschen sind keine Maschinen. Deshalb waren wir am Ende des Tages immer erschöpft, aber immerhin ein Stückchen schlauer.
Wir haben auch an einem Workshop, in dem uns auf kreative Art und Weise die Problematik von Gesichtserkennung und Datenschutz nahegelegt wurde, teilgenommen, von dem die lustigen Masken einen Eindruck verschaffen.
Und schließlich konnte man am Rande auch noch eine ganz andere Entdeckung machen, wenn man innehält und hinschaut:
Wenn man auf der obersten Etage des Bauhaus-Museums in Weimar aus dem großen Fenster am Ausgang schaut, hat man einen wunderbaren Ausblick über fast ganz Weimar, gemeinsam mit der etwas bergigeren Landschaft dahinter. Was man dort, tatsächlich nicht weit von der Stadt entfernt, am Rande der Wälder auch sehen kann, ist das Konzentrations- und Vernichtungslager Buchenwald, bzw. eigentlich nur den großen Glockenturm nahe des ehemaligen Lagers, ein Teil des Buchenwald-Mahnmals, das erst mehrere Jahre nach der Schließung des Lagers gebaut wurde. Dennoch hatte der Anblick dieses Glockenturms, als wir das Bauhaus-Museum besucht haben, einen starken Effekt auf mich, besonders durch die spürbare Nähe zur Stadt. Drei Tage lang sind wir durch Weimar gelaufen und haben dabei einerseits viel gesehen, andererseits aber eigentlich auch nicht. Wir haben viel von der berühmten Weimarer Klassik gesehen, von Goethe und Schiller, von Kunst, Kultur, Architektur, und, und, und... Aber den anderen Teil der Weimarer Geschichte - der, wie wir erfuhren, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges von vielen Bürgern Weimars verleugnet wurde, da sie von den Machenschaften der Nationalsozialisten und dem KZ Buchenwald "nichts gewusst hätten" - konnten wir nur spärlich entdecken. Aus der unvollendeten, Adolf Hitler gewidmeten 'Halle der Volksgemeinschaft' wurde ein großes Einkaufszentrum, unter dem damaligen Adolf-Hitler-Platz wurde ein Parkhaus errichtet. Wenn man bewusst hinsah, konnte man die Überreste dieses eher "hässlichen" Teils der Geschichte Weimars finden, doch kein einziges Mal wurde mir die Vielschichtigkeit der Geschichte dieser Stadt so sehr vor Augen geführt, wie in dem Moment, als ich aus dem Fenster des Bauhaus-Museums schaute.
O-Töne von Amelie, Clara, Janna, Janne, Julia, Lena, Merle, Mona, Rhona, Rike, Vivian, zusammengestellt von Frau Rauhaus