Diakoniepraktikum

Eine knappe Übersicht zum Diakoniepraktikum zeigt der folgende Flyer, der vor einigen Jahren mal von zwei Schüler*innen entworfen wurde - zur besseren Lesbarkeit draufklicken!

Unten finden sich drei Erfahrungsberichte - einer aus Vor-Corona-Zeit und zwei mit unserem Alternativprogramm. Denn nachdem das Diakoniepraktikum im letzten Schuljahr bereits von der Corona-Pandemie beeinträchtigt wurde, konnte es in diesem Schuljahr leider überhaupt nicht in der gewohnten Form durchgeführt werden.  Das Alternativprogramm haben die beteiligten Religionslehrerinnen und -lehrer erarbeitet.

Diakoniepraktikum - ein Erfahrungsbericht aus "normaler" Zeit - ohne Corona

Diakoniepraktikum

Seit vielen Jahren absolvieren die Schüler*innen unseres 9. Jahrgangs, die am Religionsunterricht teilnehmen, ein Diakoniepraktikum. Was es damit auf sich hat, beschreibt sehr anschaulich der folgende Bericht aus dem Schuljahr 2019/2020:

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! (Erich Kästner)

Hallo zusammen, ich bin Anna aus der zehnten Klasse und ein Mitglied der Schüler*innenvertretung sowie der Religionsfachkonferenz. Letztes Jahr habe ich mein halbjähriges Diakoniepraktikum im Rahmen des Religionsunterrichts absolviert. Es hat mir sehr viel Spaß bereitet und mir einen Einblick in eine andere Welt ermöglicht. Falls ihr euch jetzt fragt, was ein Diakoniepraktikum ist, freue ich mich, es euch hier kurz vorstellen zu können.

Solltet ihr euch in der neunten Klasse dazu entscheiden Religion zu belegen, werdet ihr automatisch an dem Diakoniepraktikum teilnehmen. Während der Zeit, in der ihr am Diakoniepraktikum teilnehmt, habt ihr keinen regulären Religionsunterricht, sondern arbeitet in einer Institution, in der ihr auf Menschen trefft, die auf Unterstützung unterschiedlichster Art angewiesen sind. Ich habe zum Beispiel in der 6a der Schule am Tannenberg (einer Schule für Kinder und Jugendliche mit dem Unterstützungsbedarf „Geistige Entwicklung“) den Schüler*innen beim Lernen im Unterricht, beim Mittagessen und z. B. auch beim Zähneputzen geholfen. Außerdem habe ich nachmittags viel mit den Schüler*innen zusammen draußen gespielt. Andere aus meiner Klasse waren in Kindergärten, Altersheimen, bei der Göttinger Tafel, der Bahnhofsmission oder anderen Institutionen. Ihr habt eine große Auswahl an Einrichtungen, in denen ihr euer Diakoniepraktikum machen könntet. Unsere netten Religionslehrer*innen werden euch bei eurer Wahl gerne unterstützen und euch während des Diakoniepraktikums begleiten und unterstützen, sodass ihr nie das Gefühl haben werdet, mit all den neuen Eindrücken und Herausforderungen allein da zu stehen.

So, jetzt werde ich euch ein bisschen über den Ablauf des Diakoniepraktikums erzählen. Der Schwerpunkt des Diakoniepraktikums liegt in dem praktischen halben Jahr zwischen den Herbst- und Osterferien. Vor den Herbstferien entscheidet ihr euch, in welche Institution ihr gehen wollt und fragt nach, ob ihr euer Diakoniepraktikum dort auch machen könnt. Ich musste mich überwinden, an die Schule am Tannenberg eine erste E-Mail zu schreiben. Vor allem war der Tag, an dem ich dann das erste Mal in der Schule am Tannenberg war, sehr aufregend, ich musste sogar eine Schweigepflicht-Erklärung unterschreiben. Die Arbeit mit den Schüler*innen hat mir jedoch von Anfang an sehr viel Spaß bereitet und mir neue Erfahrungen geschenkt. Nachdem ihr alles mit eurer Institution abgeklärt habt, kommt es zu der ersten theoretischen Aufgabe: dem Vorbericht. Der Vorbericht setzt sich aus den Themen „Informationen über die Institution, deine Erwartungen und Hoffnungen an das Diakoniepraktikum, deine ersten Eindrücke und deine möglichen Aufgaben und Kleinprojektideen“ (dazu gleich mehr) zusammen und umfasst ungefähr 1-2 Seiten (die kriegt man auch locker voll).

Kleiner Zeitsprung. Ihr habt dann gerade eure Herbstferien erlebt und den zweiten und dritten Schultag nach den Herbstferien verbringt ihr in eurer Institution, um euch dort einzuleben. In diesen zwei Tagen lernt ihr eure Mitmenschen in der Praktikumsstelle so richtig kennen (hoffentlich auch ihre Namen; bei mir hat das leider etwas länger gedauert????). Nun seid ihr für das nächste halbe Jahr immer zwei Stunden pro Woche in der Institution. Die Zeit wird nur so dahin fließen, glaubt mir. Während des halben Jahres müsst ihr auch ein Kleinprojekt durchführen. Ich hatte mit meiner Gruppe abgesprochen, eine Torte mit den Schüler*innen zu backen, bin aber leider aufgrund von Corona nicht mehr dazu gekommen. Andere Klassenkameraden haben zum Beispiel Bastelprojekte oder Plätzchenbacken in der Weihnachtszeit als Kleinprojekt durchgeführt. Zur Halbzeit des Diakoniepraktikums kommen euch euere Lehrer*innen in der Institution besuchen, um eventuell Fragen von euch oder den Menschen, mit denen ihr zusammenarbeitet, zu beantworten.

Wieder eine kleine Zeitreise, schon sind eure Osterferien vorbei. Jetzt kommt die zweite theoretische Aufgabe: der Hauptbericht. Für den Hauptbericht müsst ihr ca. 4-5 Seiten schreiben und auch dieses Mal werdet ihr kein Problem haben, diese zu füllen. Ich musste meinen Bericht sogar kürzen. Im Hauptbericht geht es um die folgenden Themen: „Leitbild und Selbstverständnis der Institution, Träger der Institution; Berufe; Ausstattung, deine regelmäßigen/ einmaligen Tätigkeiten (kleiner Tipp unter uns: es ist praktisch, wenn du dir immer wieder während deiner Zeit im Diakoniepraktikum Stichpunkte zu diesem und dem nächsten Thema machst), deine Beobachtungen, dein Kleinprojekt, die Reflexion deiner Erwartungen und Eindrücke und was du über dich gelernt hast“. Zuletzt kannst du noch deine offenen Fragen, Probleme, Kritik und einen Rück-/Ausblick formulieren. Die beiden Berichte werden von eurem Religionslehrer benotet und als Klassenarbeit gewertet.

Normalerweise findet zum Schluss eines Diakoniepraktikums immer eine Fahrt nach Bethel, zu einer der größten diakonischen Einrichtung Deutschlands, statt. Diese Fahrt ist für meinen Jahrgang leider aufgrund von Corona ausgefallen, was für uns alle sehr schade war.

So, das war jetzt aber auch wirklich alles. Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Eindruck in den Aufbau eines Diakoniepraktikums geben und Interesse in euch wecken, euch für das Diakoniepraktikum zu entscheiden, wenn ihr in der neunten Klasse seid. Vielleicht werden wir uns im Laufe der Zeit mal auf dem Schulhof oder im Gebäude in den Pausen sehen. Ihr könnt mich gerne darauf ansprechen. Bis dann!!!

Anna Gremmler, 10M - Wer sich für den ganzen Bericht interessiert, kann ihn hier herunter laden.

Diakoniepraktikum im Schuljahr 2020/21 - unser Alternativprogramm

Normalerweise steht uns in der 9. Klasse ein Diakoniepraktikum und anschließend ein Besuch in den Von-Bodelschwinghschen-Stiftungen Bethel bevor. Doch wie viele andere Aktivitäten war auch das in diesem Schuljahr nicht möglich. Durch die Einschränkungen der Coronapandemie waren den Lehrer:innen die Hände gebunden. Trotzdem haben sie für uns ein sehr schönes Alternativprogramm auf die Beine gestellt.

Um die diakonischen Einrichtungen trotzdem kennen zu lernen, haben wir uns in kleine Gruppen aufgeteilt und uns mit je einer diakonischen Einrichtung in und um Göttingen beschäftigt. Wir durften über fünf Wochen im "freien Unterricht" über unsere Einrichtung recherchieren und sollten dazu dann eine Präsentation und ein Handout erstellen. Diese Präsentationen haben wir ab Dezember im Unterricht vorgestellt. Es gab zum Beispiel Präsentationen über die Tagesstätte am Tannenberg, die Brockensammlung oder die Kleiderstube Bovenden.

In den Präsentationen sollten wir unter anderem erklären, was die Einrichtungen genau machen und wem sie alles helfen. Teilweise waren die Einrichtungen schon bei uns Schüler:innen bekannt, aber jeder konnte noch etwas lernen.

Aber wir haben nicht nur etwas über die Diakonie gelernt, sondern auch etwas zum Umgang mit digitalen Medien, Schreibprogrammen, etc. Wir mussten Präsentationen und Handouts mit entsprechenden Programmen erstellen, Dokumente abspeichern und uns gegenseitig zuschicken. Sogar die letzten Präsentationen in den BBB-Konferenzen haben gut funktioniert.

Auch der Besuch in den Von-Bodelschwingh'schen-Stiftungen Bethel musste anders stattfinden. Wir haben uns mithilfe der Internetseite informiert. Da die Themenbereiche der Stiftung sehr weitläufig sind und die Internetseite sehr umfangreich ist, haben wir das Thema „Bethel“ in mehrere Unterthemen aufgeteilt, sodass sich jeweils ein bis drei Schüler:innnen mit einem Thema befassen konnten. Diese haben dann etwas über ihr Thema recherchiert und den anderen Schüler:innen in einer Videokonferenz vorgestellt. So gab es kleine Vorträge zu den Schulen von Bethel, der Arbeit für behinderte Menschen, der Briefmarkensammelaktion und zu verschiedenen Abteilungen, aber auch zu vielem mehr. Auch hier konnten wir sehr viel Neues lernen.

Natürlich hätten wir sowohl das Diakoniepraktikum als auch den Besuch in Bethel gerne wie gewöhnlich ohne Corona durchgeführt und die Orte persönlich gesehen. Allerdings hat auch das Alternativprogramm sehr viel Spaß gemacht und wir konnten viel mitnehmen.

Sophie Hesse & Julia Schwarzländer, 9A

 

Ein 2. Bericht zum Alternativprogramm aus einer anderen Lerngruppe

Hallo erstmal :-)

Wir sind Schülerinnen des jetzigen neunten Jahrgangs. Das heißt, dass wir uns nicht nur mit den alltäglichen Corona-Turbulenzen rumschlagen müssen, sondern auch auf unser Diakoniepraktikum im Religionsunterricht verzichten mussten, was auch unser erstes Praktikum gewesen wäre.

Stattdessen haben wir jeden Montagmorgen pünktlich zur ersten Stunde im Computerraum gesessen, neben uns ein Stapel Bücher und am Laptop Folie für Folie erstellt.

Ok, zugegeben, das klingt nicht halb so aufregend, wie, umringt von einer Horde neugierig strahlender Kleinkinder, das zwölfte Bilderbuch aufzuschlagen oder das sorgenfreie Lachen und die schonungslose Ehrlichkeit der Kinder live mitzuerleben.

Eben diese möglichen Erfahrungen und Erinnerungen hat uns das Corona-Virus genommen und das machte uns zunächst auch traurig und enttäuscht. Dennoch gab es entgegen unserer Erwartungen auch Vorteile. So konnten wir auch ohne Praktikum viel über die Hintergründe, Handlungsfelder und das Engagement der diakonischen Einrichtungen erfahren. Dabei haben wir nicht nur eine, sondern viele verschiedene Einrichtungen kennengelernt und einen guten Einblick in das große Ganze der Diakonie erhalten. Dadurch gab es nicht nur interessante Vorträge über Kindergarten, Grundschule und Altenheim zu hören, sondern auch über ganz andere Themen, wie z.B. das Migrationszentrum, die Bahnhofsmission und das Therapie-Hunde-Team (siehe Bild) und vieles mehr.

Wir haben es uns aber nicht nehmen lassen, das Beste aus der Situation zu machen und das Ganze mit dem ein oder anderen YouTube-Video oder einem echten Therapiehund im Klassenraum etwas abwechslungsreicher zu gestalten.

Kurz gesagt: Vorträge können bei weitem nicht das Praktikum ersetzen, aber mit etwas Fantasie und Spaß zu einer guten und akzeptablen Alternative werden.


Auszüge aus der Reflexion von Marijke, Lena und Paulina (9D)